Vergangenen Freitag haben die Familie und die Freunde von Mikel sein Leben, in Form einer Lebensfeier, n Burgbernheim gefeiert und gleichzeitig Abschied genommen. In den Streuobstwiesen, inmitten der Natur, die er so geliebt hat. Es war ein ganz besonderer, emotionaler und wundervoller Abschied. Eine Lebensfeier, wie wir sie häufiger haben sollten. Ich freue mich, dass ich euch davon erzählen und einen Einblick geben darf.
“Er hat es geschafft.”
Bereits in seinen letzten Tagen hat mich seine Familie kontaktiert. Ich habe ihnen noch gute Impulse mit auf den Weg gegeben, damit sie Mikels letzte Stunden so angenehm wie möglich gestalten können, er “leicht” gehen kann und sie an alles denken. Außerdem konnte ich sie auf die Möglichkeit, einen Fingerabdruck von Mikel zu machen, hinweisen. Rimaneo Erinnerungskunst hat ihnen die Abdruckmasse noch rechtzeitig zukommen lassen. An einem frühen Samstagmorgen erhielt ich die Nachricht „Er hat es geschafft.“. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Das Leid war vorbei. Endlich. Und doch, ist es scheiße. Geburtstjahr 1991. Mikel war zu jung um zu sterben. Leider hat ihm seine scheiß Diagnose keine andere Wahl gelassen.
Als der Regenbogen verblasste, da kam der Albatros und er trug mich mit sanften Schwingen weit über sieben Weltmeere. Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts. Ich trat hinein und fühlte mich geborgen. Ich habe euch nicht verlassen, ich bin euch nur ein Stück voraus.
(Antoine de Saint-Exupéry)
Die Aussegnung, famililär, herzlich & emotional.
Die Familie hat mich gefragt, ob ich die Aussegnung gestalten kann. Natürlich kann ich das. Es muss niemand, der sich für eine/n Freie/n Trauerredner/in entscheidet, auf eine würdevolle Aussegnung verzichten. Am Abend fuhr ich zu seinem Elternhaus. dort wurde ich herzlich von seiner lieben Familie und seinen Freunden empfangen. Es war alles sehr friedlich. Ich spürte Wärme und Erleichterung. Im Hintergrund lief Musik, die seiner Mama aus Indonesien sehr wichtig war. Sie hatte etwas Beruhigendes. Auch ich wählte passende Lieder aus, stellte Mikel unter den Segen Gottes und habe ihn verabschiedet. Danach lernte ich seine Neffen kennen. Ich habe ihnen erklärt, wie Mikel in die Urne kommt, wie das mit dem Tod so ist und wir haben eine Trostsalbe gemischt. Sie haben mir aufmerksam zugehört. Nicht nur die Kinder – auch die Erwachsenen, die da waren, konnten noch etwas lernen.
Eine ganz besondere Überraschung.
Die Abdruckmasse von Hearts in Hands hatte ich der Familie mitgebracht. Damit kann ein – ich nenne es – Handinnenabdruck gemacht werden. Wenn Mikel sehr vermisst wird, die Familie seine Nähe spüren oder ihn in den Händen haben möchte, können sie den Abdruck hernehmen und seine volle Energie spüren.
Die Vorbereitungen der Lebensfeier in Burgbernheim.
Bei unserem gemeinsamen Gespräch im Nachgang habe ich ganz viel über Mikel erfahren. Wie er war und was ihn ausgemacht hat. Die Weltreise mit seiner Frau. Seine Kindheit und die Liebe zu Indonesien. Seine Freunde habe ich beauftragt ein Lied für die Feier auszusuchen. Ich habe sie außerdem befragt. Sie durften mir von der wertvollen Freundschaft und alles, was sie mit ihm erlebt haben, erzählen. Die Lebensfeier sollte in den Streuobstwiesen von Burgbernheim stattfinden. Das Wetter hat es bis zum letzten Tag sehr spannend gemacht – doch Mikel hat uns die Sonne geschickt. Wir haben uns ein Ritual überlegt und die Musik ausgewählt. Jeder hat etwas zu Essen mitgebracht und auch für die Getränke wurde gesorgt. Mikel war spürbar nahe. Die Dekoration bestand aus vielen Bildern, einer schönen Sonnenblumenkette, um seiner Urne, seinem Fahrrad, den Rucksäcken, den Wanderschuhen und vielem mehr.
Die Lebensfeier in den Streuobstwiesen von Burgbernheim.
1991 – 2023. Mikel war besonders. Seine Kumpels sind sich einig: “Mikel war und bleibt der Beste. Für immer.” Zu jung, um zu sterben. Umso wichtiger war es, dass wir ihn – einen liebevollen Menschen – gebührend verabschieden und sein Leben noch einmal so richtig feiern. An einem Freitag im August 2023 sind viele Familienmitglieder und Freunde zusammengekommen. Natürlich alle in bunt, denn auch Mikels Leben war bunt. Die Urne wurde von seinen Liebsten gestaltet – ist sie nicht wunderschön? Eine Wäscheleine lud alle Gäste dazu ein, Fotos von und mit Mikel aufzuhängen. Sein Fahrrad, die Rücksäcke und seine Wanderschuhe konnten noch einmal bestaunt werden. Der Caddy, welchen er mit seiner Frau zu einem Camper umgebaut hat, war ebenfalls vor Ort. Mikel war spürbar nahe. In meiner Rede habe ich davon gesprochen, was für ein wertvoller Schatz, Mikel für uns alle war. Unbezahlbar, kostbar und mit Nichts in der Welt gleichzusetzen. Mikel war aktiv, brüderlich und hilfsbereit.
Er hinterlässt eine große Lücke, denn er hat seine Mitmenschen mit seiner herzlichen Art berührt. Als Erinnerung an meine Worte, durfte sich jeder Gast einen “Edelstein” aus der Schatzkiste mitnehmen. Mikels Asche wird in Indonesien verstreut. Jeder hatte die Möglichkeit ihm noch eine Botschaft oder liebe Worte mit auf den Weg zu geben. Diese wurden auf einen Zettel geschrieben und dieser anschließend zu einem Schiffchen gefaltet. Die Schiffchen fanden in den großen Sandwannen, neben seiner Urne, Platz. Seine Neffen haben einen “SonGoku”-Luftballon für ihn steigen lassen. Denn Mikel war ein SonGoku und wurde häufig so genannt. Während des letzten Liedes hatten alle die Möglichkeit, sich an seiner Urne zu verabschieden. Danach stand ein Buffet mit Essen und Trinken bereit. Die Gäste konnten die Fotos betrachten, sich noch ein Gedenkkärtchen in Form eines Lesezeichens mitnehmen, sein Fahrrad und den Caddy anschauen sowie sein Leben Revue passieren lassen. Ich kann nur so viel sagen: Es war eine wundervolle Lebensfeier in Burgbernheim!
“Anna, das war der Obershit.”
Diese Worte und viele weitere Rückmeldungen habe ich direkt nach der Feier sowie am Tag danach erhalten. Eine ältere Dame kam auf mich zu und sagte “Das war die schönste und persönlichste Trauerfeier, auf der ich jemals war. Und ich war schon auf vielen Beerdigungen.”. Es tat gut, zu sehen und zu hören, dass diese Form der Verabschiedung auch bei der älteren Generation Anklang gefunden hat. Und natürlich tut es auch und mir und meiner Seele gut – zu wissen, dass ich allen einen würdevollen Abschied ermöglicht habe.
Mikels Streuobstbänkla
Im Juli ist Mikel von uns gegangen. Im August haben wir seine Lebensfeier in den Streuobstwiesen Burgbernheims gefeiert und in den letzten Wochen wurde sein ganz persönliches “Streuobstbänkla” fertiggestellt und genau an dem Ort positioniert, wo er uns noch einmal ganz nahe war. Der Ort seiner Lebensfeier. Seine Familie, seine Freunde und seine Weggefährten sind eingeladen dort Platz zu nehmen, wenn sie sich nach ihm sehnen, wenn sie eine Pause brauchen oder ihm nahe sein wollen. Dort ist (fast) alles erlaubt. Ich stelle mir vor wie seine Kumpels mit einem Kasten Bier einen Abend dort verbringen, über Mikel sprechen und auf ihn anstoßen. Ich sehe seine Neffen, wie sie dort spielen oder einen Drachen steigen lassen. Ich sehe seine Frau, wie sie sich dort – gemeinsam mit Kurti, den ihr auf den Bildern auch sehen könnt – hinsetzt, ein Buch liest und mit Mikel ihre Gedanken teilt. Ich sehe seine Eltern, seine Geschwister und alle anderen die ihm nahe standen, an diesem magischen Ort verweilen. Dort darf gelacht, geweint, getanzt, gesungen, nachgedacht und philosphiert werden. Selbst die Frage nach dem “Warum?” hat dort sicherlich noch längere Zeit ihren Raum. Auf Mikels Streuobstbänkla darf alles sein, was seiner Familie, seinen Freunden und seinen Weggefährten in ihrer Trauer gut tut.
An einer Sache wird es dort niemals fehlen: Liebe.
Denn Mikel war die Liebe, ist die Liebe und wird sie immer sein. “Diese Welt braucht Liebe.” – ein Lied, welches er gerne gehört hat und jeder, der ihn kannte weiß, dass Mikel das gelebt hat. Und genau das, hat er in den Herzen seiner Mitmenschen hinterlassen. Unendliche Liebe – zwischen all der Trauer.
Mikels letzte Reise.
Im Oktober machte sich Mikels Familie auf nach Indonesien. Dort haben sie seine Asche im Meer verstreut. An dem Ort, wo er die Weltreise mit seiner Frau pandemiebedingt unterbrechen musste. Jetzt kann er – auf seine ganz eigene Art und Weise – die Weltreise fortsetzen. Indonesien ist nicht nur das Land, wo die Weltreise vor ein paar Jahren endete, sondern auch der Ort, wo ein Teil seiner familiären Wurzeln liegen. Er war so stolz darauf und hat viel davon erzählt. Er liebte dieses Land und die Leute, die dort lebten. Unter anderem natürlich ein Teil seiner Familie. Ich bin gewiss, dass Mikel an zwei Orten sein kann. Inmitten der Streuobstwiesen von Burgbernheim und im indonesischen Meer. Während seiner Lebensfeier waren alle Gäste eingeladen letzte Worte an Mikel zu richten. Dafür haben wir buntes Papier beschriftet, welches anschließend zu einem Schiffchen gefaltet wurde. Das Falten war keine der leichtesten Übungen – hat aber für einige Lacher gesorgt. Die Schiffchen waren für seine letzte Reise bestimmt. Es war noch nicht ganz klar, ob sie verbrannt werden und die Asche in das Meer gegeben wird oder ob sie im Ganzen auf das Wasser gehen sollen. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, hat seine Familie die Schiffchen nicht verbrannt… und ich finde das war eine sehr gute Idee!
Lieber Mikel, wir wünschen dir eine gute Reise. Wir wünschen dir, dass du an Orten sein kannst, die du dir immer erträumt hast – frei von all der Last und den Schmerzen. Wir wünschen dir, dass du die Liebe, die du uns geschenkt hast, weitertragen darfst. Wir wünschen dir, dass du immer spürst, dass dich unsere Liebe nicht verlässt. Du wirst immer ein bedeutsamer Teil von uns bleiben. Feel free!
Danke, Mikel!
Lieber Mikel, ich habe dich nicht persönlich gekannt, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass wir uns in früheren Zeiten sicher einmal über den Weg gelaufen sind. Es war mir eine große Ehre dich verabschieden zu dürfen. Du warst ein besonderer Mensch. Wir haben dich gefeiert, auf dich angestoßen, gelacht und geweint. Wir wünschen dir alle eine gute Reise und hoffen, dass du die Weltreise, auf deine eigene Art und Weise, in Indonesien fortsetzen kannst. Vielen Dank an die Familie von Mikel für das entgegengebrachte Vertrauen und an seine Freunde, die mich weiterempfohlen haben. Es hat mich sehr “gefreut”, dass ich Mikels letztes Fest gestalten und ich euch begleiten durfte. Vielen Dank an Angelika und Sebastian von Rechter Bestattungen. Wir haben, wieder einmal, wunderbares geschaffen und super zusammengearbeitet.
Liebe & Vertrauen.
Anna.