Mein Herz ist schwer.
Heute ist Karfreitag. Ein – mir persönlich – sehr wichtiger Feiertag. Ich komme gerade vom Gottesdienst und mein Herz ist schwer. Ich möchte euch sagen: Jeder Schmerz ist okay und Trauer hat viele Gesichter.
Alleinstehend über 30.
Das ist nicht immer leicht. Dieses Jahr treffen mich die Osterfeiertage besonders hart. Während sich Familien zum Karpfen Essen getroffen haben, gab es für mich heute Mittag ein Filet-o-Fish Menü von McDonalds. Die Nachbarn sitzen zum Kaffee zusammen, Freunde treffen sich zum Grillen, Spaziergänger kreuzen meinen Weg, Kinder suchen Osternester, Biergarten füllen sich, … und ich weiß nicht wohin mit mir. Für Singles gibt es keine Lobby. Singles sind “selber schuld”. Sie haben noch nichts erreicht, weil sie weder Partner noch Kinder haben. Ob sie das möchten, wird nicht gefragt. Sie sind das Opfer ihrer Umstände. Die letzten zwei Jahre waren herausfordernd und haben ihren Teil dazu beigetragen.
Die Kunst den Schmerz zu spüren und Wunden zu heilen.
Der Schmerz sitzt tief und ein Mann oder ein Kind sind nicht die Lösung dafür. Das ist auch nicht mein Wunsch. In den letzten Jahren habe ich viele Wunden geheilt, reflektiert und mich verändert. Ich wünsche mir, dass Menschen wie ich einen Platz in unserer Gesellschaft finden – auch, wenn sie nicht der (gesellschaftlichen) Norm entsprechen. Ich gehe alleine auf Veranstaltungen, zum Tanzen, ins Schwimmbad, auf Konzerte… das habe ich schon in jungen Jahren so gemacht. Als hätte ich gewusst, dass das irgendwann einmal Alltag sein wird. Das mache ich mit Freude! Doch manchmal braucht es ein gutes Gespräch, eine Umarmung, ein gemeinsames Lachen oder einen Ausflug ins nächste McDonalds mit Freunden.
Ist mein Schmerz okay?
Jetzt sitze ich da mit meinem Schmerz und frage mich, ob er okay ist. Ob es nicht anderen Menschen viel schlimmer geht, weil sie jemanden durch den Tod verloren haben. Ich stelle fest: Mein Schmerz ist okay. Er lässt sich nicht wegzaubern und das Gefühl schon gar nicht ignorieren. Jeder empfindet es eben anders. Was für mich heute noch furchtbar ist, kann morgen schon wieder Geschichte sein. Durch Schmerzen müssen wir durch – nur so können Verletzungen geheilt werden.
Menschen in ihrer Trauer.
Ich denke heute auch an dich und all die Menschen, die sich verloren fühlen – in einem Land, dass uns so viel schenkt. Die Frau, die ihren Mann durch einen Unfall verloren hat. Die Alleinerziehende, die noch auf den Unterhalt wartet und nicht weiß, wie sie den nächsten Einkauf bezahlen soll. Die Ukrainer, die nicht wissen, ob sie jemals wieder in ihr Land zurück können. Die Eltern, die mit ihren Kindern überfordert sind. Die Mutter, die um ihr Kind trauert. Der Frau, die schon zum fünften Mal versetzt wurde. Niemand sucht sich seine Umstände aus und keine Lebensform hat die Sonnenseite gepachtet.
Seine Liebe trägt uns.
Jesus war im Leid, im Schmerz, in der Trauer. Er kennt all dies und hat es auf sich genommen. Wir fragen uns manchmal, warum er uns nicht hilft. Ich bin gewiss: Seine Liebe trägt uns – egal zu welcher Zeit.
Lasst uns drüber reden.
Warum ich dir all das hier schreibe? Erstens: Weil wir zu wenig öffentlich über unsere Gefühle sprechen. Gefühle sind ein Problem, vor allem die, die traurig machen. Zweitens: Weil Menschen denken sie hätten das Recht diese zu bewerten. Gefühle können auch einfach unkommentiert stehen bleiben. Gemeinsam aushalten oder eben zusammen daran freuen. That’s it, Leute.
Schöne Osterfeiertage!