Erfahrungen & Erkenntnisse aus meinem eigenen Leben und aus meiner Arbeit als Trauerrednerin und -begleiterin haben diese, Kampagne – wie ich sie nenne – entstehen & wachsen lassen. Heute darf ich sie euch endlich präsentieren. Alle Gefühle sind für alle da. Die Kampagne ist ein Teil von “Kinder trauern anders” und doch viel mehr.
Alle Gefühle.
Ich spreche bewusst alle Gefühle an. Trauer, Wut, Einsamkeit, Schuld, Freude, Liebe, Glück, Angst, Sicherheit, Vergebung und viele mehr. Jeder von uns fühlt. Babys & Kinder machen es uns vor. Sie scheuen sich nicht vor Gefühlen. Sie drücken sie aus, leben und zeigen sie. Leider verlieren sie das häufig im Laufe ihres Lebens. Das hängt oft mit dem Umstand zusammen, dass sie nicht anerkannt und gesehen werden. „Hör auf zu weinen.“, „Du spinnst dich schon wieder zusammen.“, „Sei mal wieder normal.“ – Sätze, wie sie vielen von uns bekannt sind. Das führt soweit, dass wir uns – die Erwachsenen – im Umgang mit unseren Mitmenschen ebenfalls schwertun, Gefühle und Bedürfnisse zu sehen und anzuerkennen. Schließlich durften sie häufig nie sein. Mit den Mitmenschen meine ich nicht nur die Kinder, sondern auch unsere gleichaltrigen Weggefährten. Gefühle, die so wichtig sind, haben keinen Platz. Wir fühlen nicht mehr, obwohl es so wichtig ist.
Unsere Gesellschaft hat ein Gefühlsproblem.
Was machen diese Sätze, wie ich sie oben aufgeführt habe, mit uns? Sie signalisieren, dass unsere Gefühle (und Bedürfnisse) nicht sein dürfen oder gar falsch sind. Also schieben wir sie zur Seite, um für unser Gegenüber wieder richtig zu funktionieren. Das Leben zu leben, das für die Gesellschaft bequem ist. Das kann lange gut gehen. Grundsätzlich spreche ich von allen Gefühlen – doch gerade wenn es um negative Emotionen geht, kann dies zu Problemen und Schwierigkeiten führen. Jede Träne, die wir nicht weinen, stellt sich nämlich wieder hinten an… und irgendwann läuft das Fass über & es kommt zum Burn-Out oder einer Depression. Ja, du hast richtig gelesen. Ich bin davon überzeugt, dass wir 50 % weniger psychischer Erkrankungen hätten, wenn jeder Mensch seine Gefühle und Bedürfnisse so zeigen & leben dürfte, wie er sie empfindet. Neben der Trauer können negative Gefühle auch Wut, Ärger, Aggression, Unzufriedenheit und vieles mehr sein. Auch positive Emotionen sind für viele Menschen schwierig, wenngleich sie trotzdem willkommener sind als die Negativen. Unsere Gesellschaft hat ein Gefühlsproblem. Wenn es den Menschen gut geht und sie voller Freude von tollen Erfolgen berichten, heißt es „Die tut nur so. So gut kann es ihr doch gar nicht gehen.“. Wenn es den Menschen schlecht geht und sie traurig sind, werden sie mit den Worten „Wird schon wieder.“ getröstet. Ja, was denn nun? Hier möchte ich noch anfügen: Wir sind in einer ständigen Gefühlsbewertung. Überprüfe dich und deine Gedanken in den kommenden Tagen gerne einmal. Überlege dir, ob du das Gefühl (von dir oder deinem Gegenüber) bewertest oder ob du es annimmst und sein lässt wie es ist. Denn genau das fehlt uns. Das anerkennen und sehen der vielen verschiedenen Gefühle, welche uns alle etwas zu sagen haben.
Sind für alle da.
Alle. Wirklich alle. Damit meine ich weiblich, männlich, divers. Jung und alt. Alle. Männer müssen nicht stark sein und Jungs weinen nicht „wie ein Mädchen“. Weinen hat das weibliche Geschlecht nicht für sich gepachtet. Frauen sind keine Heulsusen. Wir alle dürfen „Heulsusen“ sein, wobei bei diesem Ausdruck schon wieder eine Schwäche mitschwingt, sogar etwas Lächerliches. Deshalb mag ich ihn nicht. Ich mag es, wenn Menschen zu ihren Gefühlen stehen und sie leben, zeigen und zum Ausdruck bringen. Wir hätten ein einfacheres und besseres Miteinander, würden uns gesehen und verstanden fühlen und wären alle viel gesünder. Gefühle sind gesund.
Meine Vision für „Alle Gefühle sind für alle da.“
Ich wünsche mir in erster Linie, dass alle Menschen wieder ein Bewusstsein für ihre Gefühle und Bedürfnisse bekommen. Ich wünsche mir, dass die Gefühle und Bedürfnisse von Kindern gesehen und gehört werden. Dafür brauchte es das Bewusstsein der Erwachsenen, denn die Erwachsenen haben es leider häufig verlernt. Ich wünsche mir, dass wir auf unsere psychische Gesundheit achtgeben, und dafür ist es wichtig zu erkennen, dass alle Gefühle für alle da sind. Vielmehr: da sein müssen. Lasst uns die Räume in den Kindertagesstätten und Schulen in Deutschland mit den Plakaten der Kampagne gestalten. Ebenso die Kinderzimmer mit dem schönen Print erweitern. Weiter sehe ich alle Gefühle in Firmen, an öffentlichen Orten, im Rathaus, in der Kirchengemeinde und an vielen weiteren Plätzen.
Alle Gefühle sind für alle da – auch für dich!
An dieser Stelle bedanke ich mich bereits jetzt bei allen, die mich in meinem Vorhaben unterstützen, meine Angebote in Anspruch nehmen und mir ihren Zuspruch schenken. In den vergangenen Jahren hat sich bereits einiges getan. Menschen denken um, reflektieren und setzen sich mit der bedürfnisorientierten Erziehung auseinander. Die Kampagne kann ebenso der LGBTQ-Bewegung zugeschrieben werden – dies war nicht meine Intention, wurde mir aber in den vergangenen Tagen bewusst. Kurzum: Es gibt noch vielmehr zu erzählen. Lasst mir noch etwas Zeit und seid gespannt, was kommen mag. Die Produkte (Plakate, Prints, Buttons, Aufkleber & Postkarten) gehen in den nächsten Tagen online.
Alle Gefühle sind für alle da.
Liebe & Vertrauen.
Anna.